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Die Arbeit in der Werksiedlung

Bereits vor der Gründung der Werksiedlung in Kandern wurde das umliegende Gelände bäuerlich bewirtschaftet, wovon das bescheidene Fachwerkgebäude an zentraler Stelle in unserer Ansiedlung noch Zeugnis gibt und die Ausgangssituation für die landwirtschaftliche Nutzung der umliegenden Flächen nach der biologisch-dynamischen Methode schuf, die von Rudolf Steiner entwickelt wurde. Unter so wird hier auch Getreide angebaut, das in unserer Bäckerei vielfältig weiterverarbeitet wird.

Auf eine weitaus frühere Epoche werktätiger Arbeit weist unsere Straßenbezeichnung «Glashütte» hin, die den Bezug zur ehemaligen Glashütte herstellt, welche sich unterhalb unserer Ansiedlung befand, mittlerweile jedoch restlos abgetragen ist. In der näheren Umgebung finden sich allerdings noch Stollen, in denen Feldspate und Quarze abgebaut wurden, die für die Glasherstellung unverzichtbar waren.

Spuren dieser Epoche schaffen noch das elementare Bild des existentiellen Verwobenseins vom Menschen in seiner Umgebung, das heutzutage so nicht mehr in Erscheinung tritt.

In den Arbeitsbereichen der Werksiedlung wurden wiederum Anknüpfungspunkte zu traditionellen Handwerken gesucht, um die einzigartigen Prozesse zu nutzen, über die Menschen mit Behinderungen einen Zugang zur Arbeitswelt erreichen können.

So entstanden neben der Landwirtschaft und der Bäckerei die Handweberei, die Holzwerkstatt, die Wollwerkstatt mit einer kleinen Färberei, eine Töpferwerkstatt (die später weitestgehend aufgegeben wurde), eine Großküche und die Hausmeisterei. Zuletzt wurde eine Metallwerkstatt eingerichtet, in der überwiegend industrielle Montagearbeiten durchgeführt wurden. 

Später kamen die Flechtwerkstatt, die Kerzenmanufaktur und die Filzwerkstatt hinzu. Die Holzwerkstatt übersiedelte 1993 in unsere Dependance nach Niederweiler, wo auch ein Förderbereich mit einem differenzierten Beschäftigungsangebot neben einer weiteren geräumigen Industriemontage entstand. Heute sind - deutlich gewachsen - die Schreienerei und die Industriemontage im Werkzentrum Müllheim untergebracht.

Mit handwerklicher Arbeit knüpfen wir unmittelbar an die kulturschaffenden Prozesse der Menschheitsgeschichte an.

So, wie die Arbeit in früheren Zeiten durch den Lebensraum geprägt wurde, korrespondiert die Handarbeit auch unmittelbar mit der Physiognomie des Menschen. Ein schönes Beispiel dafür finden wir in der Korbflechterei, wo der menschliche Brustkorb das «Modell» für alle frei geflochtenen Behälter liefert. Wir finden hier nicht nur die synonymen Begriffe Korb und Rippen, sondern auch den Zusammenhang von Herz- und Atemrhythmus im Brustkorbbereich, der sich in den unterschiedlichen Flechtrhythmen beim Ausflechten des Korbgerippes widerspiegelt.

Handarbeit trägt immer ein Motiv, das der Handwerker in sich birgt, in die Außenwelt hinein und sucht überdies immer das rhythmische Element. Beim Drehen der Töpferscheibe, beim Spinnen, Weben, Kupfertreiben etc.

Auch die Ausgestaltung und der Gebrauch von Werkzeugen ist auf die Bewegungsvielfalt in der menschlichen Konstitution zurückzuführen, es tritt hier eine harmonische Ergänzung unterschiedlichster handwerklicher Arbeitsgesten in Erscheinung. Diese Bezüge finden wir in allen Handwerken.

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